Pfarrer Thomas Meißner wird nach 15 Jahren Dienst am Sonntag aus Bad Liebenwerda verabschiedet – Martina Mieritz sagt Danke, dass es Sie gibt

Thomas Meißner, Pfarrer in der evangelischen St. Nikolaikirche in Bad Liebenwerda, wird am morgigen Sonntag, 14 Uhr, verabschiedet. Er wird sich mit seiner Frau Roswitha, ebenfalls Pfarrerin, in Könnern und Alsleben ab 1. September anderthalb Pfarrstellen teilen. In Bad Liebenwerda haben sich viele Gemeindemitglieder an ihm auch gerieben.

"Ich weiß, dass ich auch poltrig war"
Am Montag kommt der Möbelwagen. Thomas und Roswitha Meißner, beide Pfarrer, verlassen mit ihren Kindern Max (l.) und Emil Bad Liebenwerda. Am morgigen Sonntag möchten sie sich bei einem Gottesdienst um 14 Uhr gern verabschieden. Foto: Kirche

So richtig will er es gar nicht glauben: „15 Jahre sind das nun schon wieder“, sagt Thomas Meißner und erinnert sich noch sehr genau an die Tage im August 1999, als er aus Zschortau bei Delitzsch mit seiner damaligen Frau an die Elster wechselte. Euphorisch sei er gewesen und begeistert von den Menschen, die hier viel freundlicher seien als an seiner Vorgängerstelle. Und die schöne Kirche, die habe ihn fasziniert. „Als ich damals gefragt wurde, was ich denn gar nicht gern machen würde, habe ich gesagt – Bauen.“ Da ahnte er noch nicht, dass ihn das auch in Bad Liebenwerda nicht loslassen würde. Gemeindehaus, Kirchturmspitze und schließlich das jetzt im Bau befindliche neue Gemeindezentrum – Bad Liebenwerda ist die Kirchenbaustelle im Landkreis schlechthin. Schnell spürte er, dass in Bad Liebenwerda Strukturen zementiert waren und dass es Köpfe gab, die die Richtung entscheidend vorgaben. Und dass da eine Kirchengemeinde existierte, die unheimlich starke Akzente setzte, immer in Bewegung war. Dass er da nicht immer mit dem gleichen Elan mitzog, für sich die Prioritäten anders setzte, das schmeckte nicht jedem. Mitunter hat es ihn auch geärgert, wenn seine Tätigkeit beurteilt wurde ohne zu wissen, was er wirklich tat. „Ein guter Gottesdienst ist nicht einfach mal so vorbereitet“, sagt er und verweist auf die vielen anderen Aufgaben eines Pfarrers, die nur wenige einzuschätzen wüssten. Er sei auch nie der Pfarrer gewesen, der zu jedem runden Geburtstag auftauchte. „Mir war es oft wichtiger, an den Tagen danach mit dem Jubilar ins Gespräch zu kommen, dann aber in Ruhe.“ Wenn er hingegen den Hinweis erhalten habe, dass es jemandem nicht gut ginge und er mal vorbeigehen sollte, dann habe er immer versucht, das so schnell wie möglich zu tun. Er sei Notfallseelsorger aus tiefster Überzeugung, habe oft auch am Telefon und an der Haustür zugehört.

Geärgert habe ihn, wenn mitunter Menschen zu fordernd waren, zum Beispiel das sofortige Öffnen der Kirche zwecks Besichtigung verlangten. „Ich weiß, dass ich auch poltrig war“, gesteht er ein. Vor der Zerreißprobe stand sein Verhältnis zu Kirchenmitgliedern und ganz besonders zu Einigen aus dem Gemeindekirchenrat, als er sich von seiner Frau trennte. Inzwischen ist Thomas Meißner wieder verheiratet und mit seiner Roswitha und den beiden Kindern aus dieser Ehe „sehr glücklich“, sagt er und rückt wie als Beweis an seine Frau, die bis zur Elternzeit Pfarrerin in Plassa war, heran.

„Ja, es stimmt, ich habe mich und meine Arbeit in dieser Zeit neu strukturiert“, sagt er. Nicht jedem habe das gefallen. Seine Frau Roswitha hat die Entwicklungen in Bad Liebenwerda stets noch aus einem anderen Blickwinkel verfolgt. „In der Kurstadt ist die Kirche doch richtig gut aufgestellt. Auf den Dörfern ist ein Pfarrer für viele Gemeinden, Gotteshäuser zuständig. Da ging schon immer ganz viel im Ehrenamt. Manchmal habe ich das Jammern in Bad Liebenwerda schon als Jammern auf hohem Niveau empfunden“, sagt sie. Und wirbt gleichzeitig für das Zusammenwachsen, das in Zeiten geringerer Ressourcen in der Kirche ganz, ganz wichtig sei. In dem neuen Gemeindezentrum sieht Pfarrer Thomas Meißner eine große Chance für den Kirchenkreis – wenn es alle Kirchenmitglieder als das Ihrige betrachten. „Es ist nicht nur das Haus für Bad Liebenwerda, es ist auch Eures“, möchte er den Gläubigen und interessierten Menschen im Umland sagen. Es habe ihn berührt, wie stark das Engagement gewesen sei, als Dr. Markus Voigt in Zusammenarbeit mit dem Gemeindekirchenrat einen Gemeindebrief zum Bauvorhaben verfasst habe. „65 000 Einzelspenden, beginnend von einem Euro, sind eingegangen.“ Und wenn der Pfarrer zurückblickt, was würde er gern noch sagen wollen? „Stimmt das? und Wen interessiert das? – das sind zwei Fragen, die ich der Kirchengemeinde ans Herz lege für ihren weiteren Weg. Wenn ich mein Tun und meine Pläne daran messe, eröffnen sich neue Perspektiven und dann haben auch die leisen Visionäre eine Chance.“

Martina Mieritz bedankt sich für 15 Jahre Arbeit – Danke Familie Meißner, dass es Sie gibt!

 

Quelle: lr-online.de

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